- Leishmaniasen
- Leishmaniasen[liːʃ-, laɪʃ-; nach W. B. Leishman], Leishmaniosen, Gruppe von Infektionskrankheiten, die durch verschiedene Arten von Flagellaten der Gattung Leishmania verursacht und durch Sandmücken (Phlebotomen) übertragen werden und mit unterschiedlicher Verbreitung v. a. in tropischen und subtropischen Ländern auftreten.Erreger der Haut- oder kutanen Leishmaniasen, auch als Aleppo-, Orient-, Bagdad- oder Delhibeule bezeichnet, ist Leishmania tropica oder major (seltener auch Leishmania donovani); sie äußert sich nach einer Inkubationszeit von einer bis drei Wochen in lokalen Geschwüren, die meist nach 6-15 Monaten unter Narbenbildung von selbst abheilen (Verbreitung in südeuropäischen Ländern, Vorderem Orient und Asien). Die durch Leishmania brasiliensis verursachte Haut- und Schleimhaut- oder mukokutane Leishmaniase (auch Espundia) führt zu chronisch fortschreitendem, entstellendem Zerfall von Haut-, Muskel- und Knorpelgewebe im Mund-Nasen-Rachen-Raum mit geringer Selbstheilungstendenz (Vorkommen in Südamerika). Leishmania donovani ruft die viszerale Leishmaniase oder Kala-Azar (auch Dum-Dum-Fieber genannt) hervor, eine meist chronisch verlaufende Allgemeininfektion, bei der die Erreger das Monozyten-Makrophagen-System (Knochenmark, Lymphknoten, Leber, Milz) befallen; nach einer Inkubationszeit von mehreren Wochen bis zu zehn Monaten kommt es zu anhaltendem Fieber, Milz- und Leberschwellungen, schwerer Anämie, Haut- und Schleimhautblutungen, dunkler Hautpigmentierung, Durchfällen und zunehmendem Kräfteverfall. Ohne Behandlung ist der Verlauf meist tödlich (häufig aufgrund von Sekundärinfektionen wie Lungenentzündung). Diese Form der Leishmaniasen befällt auch Hunde u. a. Säugetiere, die als Erregerreservoir eine Rolle spielen, und ist im südlichen Asien (v. a. Indien) bis zum Mittelmeerraum, auch in manchen Gebieten Afrikas und Südamerikas verbreitet.Die Behandlung wird nach Erregernachweis durch Abstrich oder Punktion (auch von Antikörpern durch Immunfluoreszenz) mit Antimonpräparaten durchgeführt, gegebenenfalls mit nachfolgenden plastisch-chirurgischen Wiederherstellungsoperationen. Bekämpfungsmaßnahmen richten sich gegen die Überträgermücke und eventuelle tierische Reservoire der Erreger.
Universal-Lexikon. 2012.